(Arabic Numeral—any integer) for Henry Flint

La Monte Young (Urheber)

Werkdetails


Werkbeschreibung von Simon Shaw-Miller

Das Stück Arabic Numeral (Any Integer), to H. F., häufig auch betitelt X for Henry Flynt, ist eines der bekanntesten Werke von La Monte Young. Es verlangt vom Ausführenden, dass er einen nicht näher bestimmten Ton oder eine Gruppe von Tönen in regelmäßigem Takt alle ein oder zwei Sekunden wiederholt, sooft es ihm beliebt – Youngs eigene Aufführung bestand aus etwa 600 Schlägen auf eine Bratpfanne. Diese auf einen einzigen Ton konzentrierte, monosonische Vorgangsweise ist in gewisser Weise eine Antithese zur polysonischen, mit mehreren Tönen arbeitenden Methode von John Cage; allerdings können die zwei Methoden durchaus zu ähnlichen Ergebnissen führen durch den Nachdruck, den sie beide auf den Prozess des Hörens legen. Wie Cage sagte,

versteht [Young] es, entweder durch die Wiederholung eines einzigen Tones oder durch die fortgesetzte Erzeugung eines einzigen Tons während etwa zwanzig Minuten, nach, sagen wir einmal, fünf Minuten in mir die Erkenntnis herbeizuführen, dass das, was ich die ganze Zeit über für dasselbe gehalten hatte, in Wahrheit überhaupt nicht dasselbe war, sondern etwas höchst Abwechslungsreiches. Ich finde sein Werk bemerkenswert, fast einem Blick in ein Mikroskop vergleichbar in der Veränderung der Sichtweise, die es bewirkt. Man sieht plötzlich, dass da etwas ganz andres ist als das, was man erwartet hatte. [1]

Cage hatte in 4′33″ gezeigt, dass sich Stille in Wahrheit aus lauter Geräuschen zusammensetzt, die normalerweise außerhalb der Reichweite der Aufmerksamkeit liegen; Young wiederum zeigt auf, dass von vornherein mit jedem Hörakt eine Vielfalt gegeben ist, selbst im Fall scheinbarer Monotonie. Roland Barthes hat gesagt, Hören ist ein physiologisches Phänomen; Zuhören ist ein psychologischer Akt.[2] Dies führt uns vom akustischen Fakt zur Interpretation durch das Subjekt, vom Klang zum Publikum und fügt sich gut zu Youngs Interesse am Publikum als einer sozialen Situation.

Alle Fußnoten

[1] [Young] is able either through the repetition of a single sound or through the continued performance of a single sound for a period like twenty minutes, to bring it about that after, say, five minutes, I discover that what I have all along been thinking was the same thing is not the same thing at all, but full of variety. I find his work remarkable almost in the same sense that the change in experience of seeing is when you look through a microscope. You see that there is something other than what you thought was there. John Cage, zitiert nach Conversing with Cage, Richard Kostelanetz (Hg.), London 1989, S. 203.

[2] Roland Barthes, The Responsibility of Forms, Berkeley 1985, S. 245.

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