Klangkunst

6 Die Reduktion der Mittel

Die dynamische Wechselwirkung zwischen akustischer und visueller bzw. haptischer Qualität von Materialien, Objekten und Räumen prägt die Arbeiten von Rolf Julius (Musik an einem Gebäude vorbei, 1987). Durch Reduktion der Mittel (minimale gestalterische Eingriffe, extrem leise und schlichte Klänge, kleine, unscheinbare Objekte) werden die materiale Beschaffenheit und der kontextuelle Gehalt von Kieselsteinen, Sand, Holz, Luft, Alltagsgegenständen, Räumen oder Flächen in der Wahrnehmung wie durch ein Endoskop, d.h. als würde man sich in die Objekte hinein begeben, hervorgehoben. Die sichtbaren Spuren der Geschichte und der Eigenart spezieller Räume bringt Christina Kubisch zum Klingen, indem sie Geräusche aus der Vergangenheit oder aus dem funktionalen Kontext des Raums als dynamisches Geflecht erfahrbar macht wie etwa in Iter Magneticum (1986). In beiden Beispielen geht es um intermodale Resonanzprozesse zwischen visuellen und akustischen Stimuli innerhalb unserer Wahrnehmung. Diese Prozesse werden zu Quellen der Emergenz von Sinn.

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