Malerei und Musik

2 Die Erfindung musikalischer Malerei

Die Basis des Vergleichs zwischen Malerei und Musik änderte sich im 18. Jahrhundert, als sich der Kanon jener schönen Künste etablierte, denen in Schriften zur Ästhetik (zum Beispiel von Charles Batteux, Moses Mendelssohn, Johann Georg Sulzer) ein gemeinsames Ziel zugeschrieben wurde, das je nach Autor durchaus unterschiedlich definiert werden konnte und zum Beispiel in der Nachahmung der Natur, sinnlicher Erkenntnis oder der Wirkung auf den Rezipienten bestand. Dennoch sprachen Malerei und Musik Sinnesorgane mit je eigenen Eigenschaften an: Über die Zuordnung der Kategorien Raum, Stillstand und Verstand zum Auge und der Kategorien Zeit, Bewegung und Gefühl zum Ohr wurden Malerei und Musik einem paradigmatischen Vergleich unterzogen.

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts wurde in deutschen Künstlerromanen[3] wie z. B. Wilhelm Heinses Ardinghello (1787) und Ludwig Tiecks Franz Sternbalds Wanderungen (1798) die Utopie einer musikalischen Malerei entworfen, die nur mit Farben und Formen auf den Betrachter wirkt. Es kristallisierten sich zwei Träger musikalischer Wirkungen im Bild heraus: Landschaft und Farbe.

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