Die glückliche Hand

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Die glückliche Hand (1. Bild) von Arnold Schönberg (vor Oktober 1910), Studie zum gleichnamigen Bühnenwerk
© Belmont Music Publishers, Los Angeles / VBK, Wien 2010

Handlung und Figuren sind in Arnold Schönbergs Monodrama Die glückliche Hand auf wenige rudimentäre Elemente reduziert. Die Rollen sind lediglich bezeichnet mit Ein Mann, Ein Weib, Ein Herr, Sechs Frauen und Sechs Männer. Davon besitzt lediglich der Mann eine ausgeführte Gesangspartie, die anderen beiden Rollen bleiben stumm, der Chor der Sechs Frauen und sechs Männer singt nicht, sondern erhält eine Sprechmelodie, indem Rhythmen und Dynamik genau, die Tonhöhen aber andeutungsweise gebracht werden[1]. Die Handlung dieses nur 18 Minuten langen Bühnenwerkes ist in vier Bilder eingeteilt, die nahtlos ineinander übergehen. Dargestellt werden in fantastisch-symbolischer Bildsprache die Erlebnisse einer romantischen Künstlergestalt, die am Leben scheitert, in ihrer Einsamkeit und ihrem Leid jedoch schöpferische Inspiration findet.

Die Bühnenwirksamkeit dieser Oper ergibt sich jedoch nicht aus der Handlung, sondern nur durch die sehr enge Verzahnung von Gesangs- und Sprechstimmen mit der Orchestermusik und die Verbindung dieses musikalischen Komplexes mit einer genau vorgeschriebenen Farb- und Lichtregie. So verlangte Schönberg, dass ein Crescendo der Musik von Bühnenwind begleitet wird, der wiederum mit einem Farbcrescendo in der Bühnenbeleuchtung einhergeht:

Es beginnt mit schwach rötlichem Licht, (von oben aus) das über Braun in ein schmutziges Grün übergeht. Daraus entwickelt sich ein dunkles Blaugrau, dem Violett folgt. Dieses spaltet ein intensives Dunkelrot ab, das immer heller und schreiender wird, in dem sich, nachdem es Blutrot erreicht hat immer mehr Orange und dann Hellgelb hineinmischt, bis das gelbe schreiende Licht allein bleibt. [2]

Die in dieser Szene agierende Bühnenfigur soll dieses Crescendo zudem gestisch darstellen.

Seine Vorgehensweise begründete Schönberg in Bezug auf das Ende des dritten Bildes wie folgt:

Aber das Entscheidendste ist, dass ein zweifellos der Handlung entspringender seelischer Vorgang nicht durch Gesten und Bewegung und Musik ausgedrückt wird, sondern auch durch Farben und Licht; und es muss einleuchten, dass Gesten, Farben und Licht hier ähnlich behandelt werden wie sonst Töne: dass mit ihnen Musik gemacht wird. Dass aus einzelnen Lichtwerten und Farbtönen sozusagen Figuren und Gestalten gebildet werden, ähnlich den Gestalten, Figuren und Motiven der Musik. [3]

Die genaue Zuordnung der einzelnen musikalischen und lichttechnischen Effekte erfolgte mittels eines speziell entwickelten, ausgefeilten Zeichenapparates.[4] Schönbergs Vorstellungen hinsichtlich der visuellen Umsetzung des Stücks beschränkten sich allerdings nicht auf konkrete Anweisungen für die Lichtführung: Er entwarf ebenso Kostüme und Bühnenbild, für das er zahlreiche Ölgemälde als Vorstudien anfertigte.

Noch während der Kompositionsarbeit traf sich Schönberg mit Max Reinhardt, der jedoch eine Aufführung im Rahmen eines regulären Schauspieltheaters[5] für undurchführbar hielt. Es war offenkundig, dass sich Die glückliche Hand weitaus leichter im Film als auf der Bühne hätte realisieren lassen. Tatsächlich hat Schönberg sich mit der Möglichkeit einer filmischen Wiedergabe seines Werkes auseinandergesetzt, die jedoch bis heute nicht realisiert wurde. Er verfasste jedoch auch hierfür eine genaue Liste mit künstlerischen Anweisungen. Die erste lautete: An der Musik wird nichts geändert[6].




 

Werkdetails
  • Originaltitel: Die glückliche Hand
  • Datum: 14.10.1924
  • Genre: Oper

Spezifikation
Drama mit Musik, op. 18

Werkbiografie
Entstehungszeitraum: 1910–1913 Uraufführung: Wien, 1924