Grafische Notation und musikalische Grafik

3 Grafische Notationen und musikalische Grafiken von Klangkünstlern

Mit der Entstehung der gattungsübergreifenden Klangkunst nehmen auch die musikalischen Grafiken von bildenden Künstlern stark zu. Bei ihnen ist das Interesse an der individuellen Handschrift der musikalischen Grafiken größer als bei Komponisten, denen es um die Etablierung eines neuen normativen Zeichenkanons ging. Nelson Goodman unterscheidet hier autographische künstlerische Handschrift von allographischer Notation, die normierbar und damit reproduzierbar ist und von der es kein Original gibt.[16]

Mitte der 1970er Jahre wenden sich einige bildende Künstler dem Grenzbereich zur Musik zu. Ab 1976 schafft der als Musiker ausgebildete Künstler Gerhard Rühm (geb. 1930) visuelle Musik, die auf den Interpreten verzichtet beziehungsweise dem Lesenden diese Rolle zuspricht.[17] Neben lesemusik, freien Zeichnungen auf Notenpapier mit oder ohne Instrumentenangaben, gibt es notenüberzeichnungen, bei denen die Noten eines gedruckten Musikstückes mit Bleistift geschwärzt sind, so dass musikalische Dichteverläufe visuell hervorgehoben werden.

Als Klangkünstler beschäftigt sich Rolf Julius mit der Gestaltung von Klang, seiner Kombination mit visuellen Elementen und Positionierung im Raum sowie mit dem assoziativen Potenzial, das seine musikalischen Grafiken wie die Song Books für Musiker haben.

Der Künstler William Engelen (geb. 1964) transkribiert in Verstrijken (2007) Tagesabläufe von Musikern in eine grafische Partitur, nach der die Musiker wiederum spielen. Die Aufzeichnungen sind gleichzeitig für die Zuhörer sichtbar an der Wand angebracht.[18]

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Zeitrahmen:ab 1970
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