Synästhesie, ein neurologisches Phänomen
5 Grundsteine der heutigen Synästhesieforschung
Erst ab 1975 widmete sich die Wissenschaft wieder verstärkt der Synästhesieforschung. Vorreiter waren Lawrence E. Marks, Richard E. Cytowic und Simon Baron-Cohen. Marks interessierte sich in den 1970er Jahren für die Gemeinsamkeiten der Sinne, speziell zwischen Sehen und Hören, sowie für Synästhesie. Er verfasste mit On colored-hearing synesthesia: Cross-modal translations of sensory dimensions eine sehr umfangreiche wissenschaftshistorische Zusammenfassung der Ton-Farb-Synästhesieforschung. Cytowic dagegen widmete sich vorwiegend der Synästhesie und veröffentliche 1989 das Buch Synesthesia: a union of the senses, in dem er sowohl einzelne Fälle beschreibt als auch eine Theorie der Ursachen des Phänomens entwickelt. Er ging davon aus, dass das limbische System die Rolle eines Vermittlers zwischen den Sinnen übernimmt und bei Synästhetikern hyperaktiv ist, wodurch mehr Sinneseindrücke miteinander verknüpft werden, als es normalerweise der Fall ist (Hyperbinding). Simon Baron-Cohen gelang es schließlich mit seinem Test of Genuiness, ein objektives Maß für die zeitliche Konsistenz der synästhetischen Wahrnehmung zu schaffen und so die Synästhesie der wissenschaftlichen Forschung wieder zugänglich zu machen. Im Gegensatz zu Cytowic sah er aber nicht das limbische System, sondern den Neokortex als Entstehungsort für Synästhesien.