Video, ein audiovisuelles Medium
1 Analoge Videotechnik
Video entstand technikgeschichtlich mit der schrittweisen Einführung der batteriebetriebenen Portapak-Kamera von Sony 1965, der Entwicklung von vor- und zurückspulbaren Magnetbändern sowie Videorekordern um 1969. Erst ab 1971 stand tragbare Videotechnik mit spulbaren Videobändern (record, playback, rewind und fast-forward) und ab 1973 mit dem ½-Zoll-Videorekorder für den Amateurbereich zur Verfügung.
Vom Prinzip her ist Video ein elektronisches Medium wie das Fernsehen, mit dem es die technischen Grundeigenschaften des Signaltransfers und des zeilengeschriebenen Bildaufbaus (Scan Lines) teilt.
Ein grundlegender Unterschied zeigt sich in den Gebrauchsweisen dieser Technik. Das Fernsehen ist darauf ausgerichtet, bei der Ausstrahlung die Bildzeilen derart zu synchronisieren, dass keine Bildstörungen (d. h. Unterbrechungen und Verzögerungen im Signaltransfer) auftreten, sondern stattdessen ein ständiger und zusammenhängender Bildeindruck erzeugt wird. Video hingegen ist ein offenes, modulares System aus verschiedenen Komponenten. Im Video gibt es verschiedene Möglichkeiten der Aufzeichnung, Übertragung und Ausstrahlung von Videosignalen. Video kann in den Geräten (beispielsweise im Synthesizer) selbst erzeugt werden. Bereits in der Frühzeit dieses Mediums erforschten Videopioniere wie Nam June Paik, Steina und Woody Vasulka, Dan Sandin und Gary Hill gemeinsam mit Ingenieuren die vielfältigen Möglichkeiten, in die Synchronisation der Signalprozesse einzugreifen und verschiedene Geräte miteinander zu kombinieren. Die prozessuale Struktur von Video erlaubt multiple Verbindungen der Geräte sowie den Austausch von Audio- und Videosignalen und hat sich aufgrund dieser spezifischen Eigenschaften für experimentell-künstlerische Entwicklungen im Bereich elektronischer Medien als besonders erweiterungsfähig erwiesen.
Wie Fernsehbilder sind Videobilder in ständiger Bewegung gehalten und spiegeln den Fluss elektronischer Signale wider. Dan Sandin demonstriert in seinem didaktischen Video How TV Works (USA 1977), wie Lichtinformation im Inneren der Kamera in Signale umgewandelt wird und wie diese zwischen den Aufnahme- und Wiedergabegeräten kreisen (im sogenannten Closed Circuit). Das elektronische Signal läuft vertikal und horizontal und konstruiert und rekonstruiert dabei synchron elektronische Bilder in Kamera und Bildschirm. Jedes Videobild wird aus zwei ineinandergeschobenen Halbbildern zusammengesetzt, die aus zeitlich versetzten geraden und ungeraden Zeilen bestehen. In diesem fortlaufenden Zeilenschreibprozess muss das Videosignal am Ende jeder Zeile arretiert und als zusammengesetzte Bildinformation synchronisiert werden; nur dann erscheint ein erkennbares Rasterbild auf dem Bildschirm. Würde dies nicht geschehen, bestünde Video in der horizontalen Abweichung von offenen Zeilen (Horizontal Drift).
Werke: How TV Works
Personen: Gary Hill, Nam June Paik, Dan Sandin
Körperschaften: Sony, Steina und Woody Vasulka