Von den Farbenklavieren zur autonomen Lichtkinetik

1 Das Aufkommen von Farbenklavieren im 18. Jahrhundert

Isaac Newton hatte in seiner Optique (1704) die Beziehung von Farbbreiten im Spektrum und Tönen innerhalb einer Tonskala dargelegt. Damit schien eine Farbe-Ton-Analogie erstmals physikalisch begründet. Die logische Fortführung einer Umsetzung von der Theorie in die Praxis war eine Apparatur, die als Musikvisualisierung Farben und/oder Töne zeigen konnte. Auf diese Idee kam als Erster[1] der Mathematiker Louis-Bertrand Castel (1688–1755), der ein Farbenklavier (Clavecin oculaire) anvisierte, angeregt nach eigenen Angaben 1724 von dem Komponisten Jean-Philippe Rameau. Alle weiteren Farbenklaviere des 18. Jahrhunderts resultieren aus der Rezeption von Castels Ideen in Frankreich, Deutschland und England.

1739 wurde Castels Clavecin durch eine Broschüre des Komponisten Georg Philipp Telemann, der Castel in Paris besucht und dessen vorläufiges Instrument besichtigt hatte, auch in Deutschland bekannt.[2] Der Naturforscher Johann Gottlob Krüger beschäftigte sich daraufhin ab 1740 mit einem eigenen Farbenclavecymbel und veröffentlichte 1743 die erste Skizze eines Farbenklavieres überhaupt.

Auch ein namentlich Unbekannter, (Anonymus: Ocular Harpsichord), Edme-Gilles Guyot (Musique oculaire), Johann Samuel Halle (Farbenleyer) sowie Karl von Eckartshausen (Farborgel) entwarfen in der Nachfolge Castels ähnliche Apparaturen. Dabei wurde gegen Ende des 18. Jahrhunderts zunehmend die Idee einer emotionalen Wirkung der Farben bedeutsam.

In Halles Beschreibungen seines Instruments erscheinen vergleichbare Gedanken wie in Moses Mendelssohns Schriften Über die Empfindungen (1755), während der Mystiker Eckartshausen das Farbenklavier in einem musiktherapeutischen Kontext behandelte.

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