Von den Farbenklavieren zur autonomen Lichtkinetik

4 Unterschiedliche Funktionen von Farbenklavieren im frühen 20. Jahrhundert

Drei unterschiedliche Weiterentwicklungen der Farbenklaviere sind im 20. Jahrhundert zu beobachten:

1. Zum einen entstanden Farbenklaviere, die weiterhin eine Farbe gegen einen Ton setzten, um Musik gleichzeitig zu hören und zu sehen oder um ein visuelles Pendant zur Musik herzustellen. Dazu seien fünf Beispiele aus der großen Anzahl der Apparate aus den ersten zwei Jahrzehnten herausgegriffen: James M. Loring (Musical Chromoscope, 1900) und Charles F. Wilcox (1916) lassen die konkrete Farbe-Ton-Zuordnung offen. Das wichtigste Kriterium ihrer Analogie scheint ein pleasant effect zu sein, also ein rein visueller Reiz, der ohne tieferen ästhetischen Wert – vergleichbar mit heutigen Lichterketten auf einer Kirmes – der Unterhaltung dient. Neu ist bei Wilcox die Idee einer Filmprojektion, während Lorings Musical Chromoscope für einfach konstruierte Instrumente steht, von denen sich der Erfinder eine große Verbreitung erhoffte.

2. Alexander Burnett Hector (Apparatus for Producing Color Music, 1912) perfektionierte die feste Farbe-Ton-Zuordnung durch komplexe Berechnungen, während Ernst Barthel (um 1910) zur gleichen Zeit erkannte, dass ein solches Instrument keinen ästhetischen Wert hat.

3. Am Beispiel des Ingenieurs Preston S. Miller (1915) zeigt sich, dass die Theorie und Praxis des Farbenklaviers nicht immer zwangsläufig auf einer Personalunion beruhten. Das von ihm entworfene Instrument war nichts weiter als eine Maschine zur Produktion von Farben, die nicht zur Demonstration eines eigenen Modells, sondern für die Umsetzung von Alexander Skrjabins Lichtstimme im Prométhée. Le Poème du feu, op. 60 (1910) entwickelt wurde.

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